Staatskanzlei

Grünes Licht: Wissenschaftsrat präsentiert Empfehlungen zum Aufbau der Universitätsmedizin in Cottbus

Zu den Ergebnissen der Kabinettssitzung teilt Regierungssprecher Florian Engels mit:

veröffentlicht am 23.04.2024

Grünes Licht für den Aufbau einer eigenständigen, staatlichen Universitätsmedizin in der Lausitz: Der Wissenschaftsrat, wichtigstes wissenschaftspolitisches Beratungsgremium von Bund und Ländern, hat die Planungen des Landes Brandenburg in den vergangenen Monaten begutachtet. Auf seiner Frühjahrssitzung in Bochum Ende vergangener Woche hat er die Konzeption begrüßt und Empfehlungen für die Weiterentwicklung gegeben. Der Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Prof. Dr. Wolfgang Wick, stellte die Empfehlungen heute im Kabinett und anschließend auf einer Pressekonferenz in der Staatskanzlei vor. Ministerpräsident Dietmar Woidke und Wissenschaftsministerin Manja Schüle zeigten sich dabei hoch erfreut über das positive Votum. Woidke: „Mit der medizinischen Universität schaffen wir etwas ganz Großes für die Lausitz und für Brandenburg. Jetzt geht’s richtig los und wir sind gut vorbereitet!“

Die Medizinische Universität Lausitz – Carl Thiem (MUL) soll Kern eines digital unterstützten Netzwerks von Akteuren der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung in der Modellregion Gesundheit Lausitz werden. Die Schwerpunkte Gesundheitssystemforschung und Digitalisierung des Gesundheitswesens an der neuen Hochschule sollen zudem zur Weiterentwicklung des Gesundheitswesens in ganz Deutschland beitragen. Das Ziel: innovative Konzepte der Gesundheitsversorgung für ländliche Regionen entwickeln sowie Ärztinnen und Ärzte für Brandenburg ausbilden. Die Universität soll am 1. Juli 2024 gegründet werden. Im kommenden Jahr sollen erste Professuren besetzt werden und 2026 die ersten Studierenden starten. Im Endausbau sind jährlich 200 Erstsemester-Studienplätze und 80 Professuren geplant. Die Gesamtkosten für den Aufbau der Universitätsmedizin bis 2038 betragen rund 3,7 Milliarden Euro – mehr als die Hälfte davon trägt der Bund im Rahmen des Strukturstärkungsgesetzes Kohleregionen.

Woidke: „Das positive Votum des Wissenschaftsrats ist eine großartige Nachricht für die Lausitz und ganz Brandenburg. Ich freue mich darüber sehr. Die Medizinische Universität Lausitz – Carl Thiem ist eines der zentralen Zukunftsprojekte der Lausitzer Strukturstärkung. Die medizinische Hochschulausbildung unter Einbindung des Carl-Thiem-Klinikums wird die gesamte Lausitz voranbringen. Zugleich sichern wir damit Medizinernachwuchs für Brandenburg und schaffen einen bundesweit einmaligen Forschungsansatz zur Gesundheitsversorgung der Zukunft – und zwar insbesondere für unsere ländlichen Regionen.“

Schüle: „Vier Jahre harter Arbeit zahlen sich aus! Heute haben wir es vom höchsten wissenschaftlichen Gremium Deutschlands schwarz auf weiß: Unsere Schwerpunkte in Forschung, Lehre und regionaler Vernetzung sind der richtige Weg zu einer erfolgreichen und strahlkräftigen Hochschulmedizin in der Lausitz. Mit diesem Votum liegt uns schon die zweite Begutachtung durch den Wissenschaftsrat in diesem Jahr vor: Bereits im Januar hatte er seine Ergebnisse zur Begutachtung unseres Hochschulsystems vorgelegt und uns wichtige Hinweise zur weiteren Entwicklung gegeben. Ich bin Professor Wolfgang Wick und dem Medizinausschuss des Wissenschaftsrats ausgesprochen dankbar für die außerordentlich enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit! Da wir die Begutachtung in den vergangenen Monaten aufmerksam begleitet haben, haben wir absehbare Empfehlungen bereits vorab in unseren Entwurf des Universitätsmedizin-Gesetzes übernommen. Mein Credo ist nicht neu – aber in diesen Zeiten wichtiger denn je: Erfolgreiche Politik gelingt nur gemeinsam, miteinander und auf Augenhöhe. Beim Aufbau des größten Strukturwandelprojekts in der Lausitz haben wir vorgemacht: das geht.“

Wick betonte„Die Forschungsschwerpunkte Gesundheitssystemforschung und Digitalisierung des Gesundheitswesens sind gesellschaftlich sehr relevant und knüpfen klug an die Stärken und Bedürfnisse der Region an. Der Standort Cottbus könnte zu einem Modell dafür werden, wie Digitalisierung für eine optimale medizinische Versorgung der Bevölkerung insbesondere in dünn besiedelten Regionen genutzt werden kann.“

In seiner Stellungnahme würdigt der Wissenschaftsrat ausdrücklich die Absicht des Landes, mit den Forschungsschwerpunkten die medizinische Versorgung zu verbessern, Fachkräfte in der Region auszubilden und die Attraktivität der Lausitz zu steigern. Die Forschungsschwerpunkte seien grundsätzlich zukunftsweisend. Das Universitätsklinikum zu einem Digitalen Leitkrankenhaus auszubauen und mit einem Netzwerk in der Lausitz zu verknüpfen, sei vielversprechend. Im Lehrkonzept seien die interprofessionelle Ausrichtung sowie der Fokus auf digitale Medizin und die Versorgung einer älteren Bevölkerung im ländlichen Raum hervorzuheben.

Die Absicht, mit einer eigenständigen Medizinischen Universität größtmögliche Autonomie für die Universitätsmedizin zu schaffen, sei nachvollziehbar. Daraus resultiere die Notwendigkeit einer engen Zusammenarbeit mit der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU).

Im Fokus der Empfehlungen des Wissenschaftsrats steht zum einen die Notwendigkeit zur Weiterentwicklung und Verschränkung der Konzepte für Forschung, Lehre, Krankenversorgung und Digitalisierung. Aus diesen müsste die weiterführende Berufungs-, Klinik- und Infrastrukturplanung abgeleitet werden. Zum anderen wird in den Empfehlungen thematisiert, dass ein rascher Aufbau der digitalen Vernetzung in der Modellregion wichtig für die Medizinuniversität sei. Dafür müssten die entsprechenden rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Der Wissenschaftsrat unterstützt das Land darin, rasch die Voraussetzungen für die Aufnahme des Studienbetriebs zum Wintersemester 2026/27 zu schaffen.

Beim Aufbau der Universitätsmedizin hat das Land Brandenburg bislang seinen ambitionierten Zeitplan umgesetzt: Bereits einen Monat nach dem offiziellen Beschluss zum Kohleausstieg wurde im September 2020 die Expertenkommission zur Konzepterarbeitung bestellt. Im Juni 2021 legte diese ihre Empfehlungen zu Eckpunkten und Schwerpunkten vor. Im November 2022 unterzeichneten zahlreiche Lausitzer Akteure aus Gesundheit und Pflege eine Absichtserklärung, am Aufbau der Modellregion mitzuwirken. Das Konzept wurde im Frühjahr 2023 beim Wissenschaftsrat eingereicht. Im Dezember 2023 stimmte die Stadtverordnetenversammlung Cottbus zu, dass die Trägerschaft des Carl-Thiem-Klinikums auf das Land Brandenburg übergehen kann. Im März 2024 stimmte das Kabinett dem Gesetzentwurf zur Gründung einer staatlichen Universitätsmedizin zu. Dieser soll im Juni 2024 vom Landtag beschlossen werden. Kernpunkt des Gesetzes ist die Zusammenführung des Wissenschaftsbetriebs und des Universitätsklinikums als Körperschaft des öffentlichen Rechts unter einem Dach. Dazu wird das bislang kommunal getragene Carl-Thiem-Klinikum mit Zustimmung der Stadt Cottbus/Chóśebuz in Landesträgerschaft übergehen.

Stellungnahme zum Konzept für den Aufbau der Medizinischen Universität Lausitz

Pressemitteilung als PDF (application/pdf 234.4 KB)